Die Einweihung des neue Logenheims… (Der Gemeindebote)

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M. Hamburg, 12. September. Die Einweihung des neue Logenheims der Henry-Jones-Loge fand in feierlicher Weise statt. Eine große Anzahl von Gästen hatte sich in den neuen Räumen eingefunden. Auch der Vorstand der deutsch-israelitischen Gemeinde und andere Gemeindeinstitutionen waren durch Deputationen vertreten. Eingeleitet wurde die Feier durch ein Vorspiel auf dem Harmonium, dann folgte die Mozart’sche Hymne “O Eintracht, holde Eintracht”, die von dem Männerchor der neuen Dammthor-Synagoge in stimmungsvoller Weise vorgetragen wurde. Hierauf hielt der Vorsitzende der Henry-Jones-Loge, Herr Gustav Tuch, die Festrede, in der er zunächst auf die Entstehungsgeschichte des neuen Heims hinwies. Mit der Fertigstellung dieses Hauses ist diese Aufgabe glänzend gelöst, nicht nur die eigentlichen Logenbrüder, sondern auch die Institutionen, die unter ihrer Mitwirkung entstanden sind, wie der humanitäre Frauenverein, der Jugendbund, die Haushaltungsschule, die Arbeitsnachweise, die Kinderhorte usw., werden vom heutigen Tage an im neuen Logenheim ihr Domizil haben. Möge ihre Tätigkeit in diesem Hause unter dem Beistand des Allgütigen sich immer segensvoller gestalten. Redner verbreitete sich dann in eingehender Weise über die Ziele und Bestrebungen der Loge und sprach dem Erbauer und allen denen , die an der Ausstattung des Hauses mitgewirkt, seinen Dank aus. Nachdem dann der Chor den Psalm 150 vorgetragen, erfolgte unter Leitung des Vorstandes ein Rundgang durch das Gebäude. Der Bau ist vor dem Dammthor in der Hartungstraße, Ecke des Grindelhofes, nach den Plänen und unter Leitung eines Mitglieds der Loge, des hiesigen Architekten S. Engel, ausgeführt und zeigt in seinen Parterreräumlichkeiten zunächst den großen Logensaal. Zum besonderen Schmuck gereichen dem Saal die mit Glasmalerei versehenen beiden großen Fenster; sie sind nach einem Entwurf von E. M. Lilien durch die hiesige Kunstanstalt von Gebr. Ruball ausgeführt und machen auf den Beschauer einen vornehmen Eindruck. Von den Fenstern stellt das eine die Befreiung aus der Knechtschaft dar und zeigt die Gestalt des Gesetzgebers Moscheh mit der Strahlenkrone auf dem Haupt. Oben befindet sich ein Bibelvers aus Exodus 6, 6, das andere Fenster stellt die in der Gestalt des weisen Hillel verkörperte Menschenliebe dar. Die übrigen Parterreräume dienen Restaurationszwecken. Vom Erdgeschoß führt eine Marmortreppe nach dem großen Festsaal, und am Podest der Treppe befindet sich wieder ein wundervolles buntes Glasfenster. Die herrliche Malerei, eine Menorah darstellend, ist gleichfalls von Lilien entworfen. Der erste Stock wird von drei Sälen eingenommen, die neben der Veranstaltung von Vorträgen auch für Festreden bestimmt sind. In der zweiten Etage befinden sich die Räume für das Gemeinschaftsheim, die Lesehalle, die anderen Institutionen sowie die Bibliotheken, während im Souterrain die Haushaltungsschule ihr Heim aufgeschlagen hat. Am Abend fand im großen Festsaal ein Bankett für die Mitglieder der Loge und deren Damen statt.

Der Gemeindebote (Berlin), 68. Jahrg., 16. September 1904, Nr. 38, S. 1-2. Online